Projekt "Klangfarben" in Zusammenarbeit
von Orgelbauverein Herz Jesu e.V. mit der Sparkasse Trier und Stadt Trier*)

Vorworte zur Ausstellung "Klangfarben"

Viele bildende Künstler haben sich bereit erklärt, den Orgelbauverein Herz-Jesu bei seinem Vorhaben der Orgelrenovierung zu unterstützen, zumal mit dieser Aktion gleichzeitig auch eine erneute Belebung der Stadtteilkultur in Trier-Süd einhergehen soll. Wenn jetzt 35 Werke von insgesamt 15 Künstlern, die damit auch gleichzeitig ihre Bereitschaft erklärt haben, mit einem anteiligen Verkaufserlös dem Orgelbauverein unter die Arme zu greifen, eingereicht wurden, so gilt dieser großen Resonanz der Trierer Künstler Respekt und Anerkennung. Und dies ist nicht das erste Mal, das sich diese Gruppe in den Dienst von anderen Kulturschaffenden gestellt hat.

Die Verbindung von bildender Kunst und Musik ist sehr vielschichtig. Bei der Klangfarbe besteht eine Parallelität zwischen akustischen und visuellen Eindrücken. „Farben“ werden u.a. bestimmt durch entsprechende Instrumente, durch Intensität des Klanges. Man kennt sogar den Farbenhörer, der Tonhöhen mit entsprechend zugeordneten Farben verbindet. Das Bild kann den Musiker zeigen, charakterisieren, ihn mit Stimmungen in Verbindung bringen. Das Bild ermöglicht aber auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit Musik, auch mit musikalischer Form. Die „Fuge in Rot“ von Paul Klee sei hier nur exemplarisch genannt.

Die Vielseitigkeit der eingereichten Werke unterstreicht auch die unterschiedlichen Stilarten der Trierer Künstler. Darum ist diese Ausstellung auch mit der Klangvielfalt der Königin der Instrumente, der Orgel, vergleichbar. Die Künstler haben alle Register gezogen.

Ihnen, den Künstlern, den Mitgliedern des Orgelbauvereins und allen Förderern, sei allen nochmals herzlich für ihr Engagement im Dienst der Kultur vor Ort gedankt.

Ulrich Holkenbrink, Kulturdezernent



Die Orgel kann auf eine rund zweitausendjährige, wechselvolle Geschichte zurückblicken. Wie kein zweites Musikinstrument vermag sie die Zuhörer zu polarisieren. Während sie für die einen aufgrund ihres Standorts in der Kirche durchweg abgelehnt wird, verleiht sie für andere auch nicht-geistlichen Orgelwerken Transzendenz. Fest steht, daß sich die Orgel seit einigen Jahrzehnten in stetigem Aufwind befindet, über ihre liturgische Funktion hinaus wird sie zunehmend als Konzertinstrument beliebt. Dies zeigen u.a. steigende Besucherzahlen in vielen ambitionierten Konzertreihen in deutschen und europäischen Städten. Angesichts leerer Kassen verwundert dies nicht, kann doch ein einzelner Organist an einer großen Orgel über die Klangfarben eines ganzen Orchesters verfügen. Weltspitze-Organistinnen und –organisten sind oft auch für kleinere Veranstaltungen noch bezahlbar. Erstaunlicherweise kann die Orgel sogar in nicht-christlichen Kulturen ihr Publikum begeistern, so die Konzertorgel einer deutschen Orgelbaufirma in der chinesischen Hauptstadt Peking.

Diese Ausstellung, in der Trierer Künstler ihre Vorstellung von Klängen in Bilder umgesetzt haben, soll helfen, eine wichtige Trierer Orgel vor dem Verfall zu retten und über Jahrzehnte hinaus als Konzertinstrument zu erhalten: nach über 50 Dienst ist das größte erhaltene Werk der ehemaligen Trierer Orgelbauanstalt Sebald-Oehms renovierungsbedürftig geworden, rund 110.000 € müssen für die Instandsetzung aufgebracht werden. Allen, die sich auf ihre Weise für die Orgel in der Kirche Herz Jesu und damit für eine lebendige Stadtteilkultur einsetzen, besonders natürlich den Künstlern, möchte ich sehr herzlich danken.

Dr.-Ing. Eckhard Jakob, Vorsitzender Orgelbauverein Herz Jesu e.V.



Das, was wir im Konzert vom 3. September mit dem Vokalensemble CANTAMUS gehört haben, war der musikalische Auftakt zur Gemäldeausstellung zum Thema KLANGFARBEN, die in der Sparkasse am Viehmarkt vom 6. – 28. September zu sehen war. Bilder und Gemälde, die Klänge in Farben übersetzen, die Farben zum Klingen bringen. Ein Sinn-volles, ein Sinnen-volles Unternehmen. Die Sinne Hören und Sehen werden angesprochen, nicht damit uns Hören und Sehen vergehen, sondern damit wir neu hören und sehen, auch weiter-hören und weiter-sehen.

Die geistliche Musik etwa von Allegri, Mangold und Duruflé, das „Miserere mei“, „Magnificat“ und „Notre père“ wollen die Sinne öffnen für den tiefsten Sinn, den die jüdisch-christliche Tradition „Gott mit uns“ nennt, den Christus als „Abba - guten Vater“ versteht.

KLANGFARBEN - hören und sehen wir die Farbigkeit der Musik bis zum tiefsten Sinn.

Br. Ignatius Maaß, Pfarrer



Der italienische Philosoph Ficino hat gesagt:

Der Zweck der Kunst und der Musik besteht darin, in der Seele die Sehnsucht zu wecken, in ihre göttliche Heimat zurückzukehren – indem sie Anblicke und Klänge hervorbringen, die sie an ihr göttliches Wesen erinnern.

Die Orgel ist zunächst einmal von ihrer gesamten Technik das wohl komplexeste und zugleich faszinierernste Musikinstrument überhaupt. Während etwa eine Geige oder ein Flügel in nahezu immer gleichem „Outfit“ daherkommen, präsentiert sich jede Orgel – ob nun in Kirche oder Konzertsaal – zunächst einmal als eine architektonisch individuelles, auf den Raum abgestimmtes Instrument. Je nachdem wie aufwendig oder originell das „Gesicht“ der Orgel gestaltet ist, wird das Auge des Betrachters angesprochen oder auch nicht.

Lassen sich alle technischen Details und Vorgänge bezüglich der Funktionsweise verbal exakt beschreiben, gestaltet sich die Beschreibung dessen, was das Wesen eines jeden Musikinstrumentes letztlich ausmacht, nämlich der Klang, ungleich schwieriger. Es gibt eigentlich keine eigene Begrifflichkeit, mit der man Musik im Allgemeinen, bestimmte Klangeigenschaften oder auch die Charakteristik einzelner Töne klar beschreiben oder gar definieren kann. Also bedient man sich einer weitestgehend synonymen Sprache. Oft hört oder liest man dann im Zusammenhang mit Musik von
- hellen oder dunklen Klängen,
- leuchtenden oder matten Tönen,
- grellen aufgetragenen oder pastellfarbenen Klangflächen.

Man bedient sich hier also einer Begrifflichkeit, die aus dem Bereich der bildenden Künste, genauer gesagt, der Malerei kommt. Bestimmte Farben, Farbschattierungen und Lichteigenschaften werden in Verbindung zu musikalischen Phänomenen gesetzt. Es werden also Assoziationen geschaffen, die es auch einem Publikum, das der musikalischen Terminologie unkundig ist, ermöglicht, sich im wahrsten Sinne des Wortes ein „BILD“ von der Musik zu machen.

Die Verbindung von Musik und Kunst hat eine lange Tradition. Neben bekannten Komponisten wie Liszt und Rachmaninow, die sich von konkreten Gemälden haben inspirieren lassen, sind Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ das wohl berühmteste Werk dieses Genres. Ging es hier noch primär darum, den Stimmungsgehalt des Gesehenen in Musik zu fassen, versuchte etwa Kandinsky nach dem Gesetz der Synästhesie eine direkte Beziehung von Klang und Farbe herzustellen. Werktitel wie Improvisation und Komposition zeugen von seinem Versuch, Prinzipielles der Musik in Farben und Farbformen umzusetzen.

So werden sie in unserer Ausstellung Titel aus dem Bereich der Akustik finden wie „Schwingungsknoten“ oder der musikalischen Terminologie wie „Etude“ - „Staccato“ - „Komposition“ oder „Partitur“. Sie werden aber auch Werke finden, wo sich der Künstler von einer konkreten musikalischen Vorlage hat inspirieren lassen, etwa von Bachs Motette „Fürchte dich nicht“.

Unser Dank für das Zustandekommen des Projektes „Klangfarben“ gilt zunächst Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink sowie den Damen und Herren der Sparkasse Trier für ihre vielfältige Unterstützung. Was aber wäre ein Ausstellungsprojekt ohne die Teilnahme der Künstler? Ihnen gilt daher unser ganz besonderer Dank für die eingereichten Arbeiten, die allesamt von überzeugender Qualität sind, und in denen sie sich in vielfältiger und auch origineller Weise mit dem Thema „Klangfarben“ auseinandergesetzt haben.

Jutta Thommes, Kirchenmusikerin und stellv. Vorsitzende des Orgelbauvereins Herz Jesu e.V.




*) Konzert, Vernissage & Ausstellung, Benefizversteigerung: